Manfred Lenz

LIEBER MANFRED, ich habe dich nach langer Zeit an Ostern im Friedhof in Oberdorf gesehen, ich lief total verfroren mit laufender Nase und Mütze im Gesicht auf dich zu, du hast gerade das Grab von Onkel Hermann und Tante Lisl gegossen, du hast mich gegrüßt,aber nicht erkannt, und ich brauchte auch ,um dich hinter deinem bart zu erkennen, bin weiter gelaufen und habe mich mit dir beschäftigt, dann wollte ich dich unbedingt ansprechen und umarmen, aber als ich zurück kam, warst du weg, auch dein auto,mit dem du bis vors Friedhoftor gefahren bist - jetzt weiß ich auch,warum....ich hatte dann dein auto noch gesucht, aber dich nicht mehr entdeckt.....leider habe ich den Moment der Kontaktaufnahme mit dir, Monika und Family zu lange rausgeschoben....du Schlingel hast dich vom Acker gemacht, vielleicht hätte ich dich ja auch noch pflegen dürfen im Hospiz Ebnat, meinem Arbeitsplatz, zusammen mit deiner Familie...hätte ich gerne gemacht...das wäre dann zwar eine andere Ebene der Begegnung gewesen, wäre aber auch von Herzen gekommen.Gestern war ich in ulm bei Maria und Walter, von ihnen habe ich von deinem Tod erfahren, und ich habe Geschichten aus unserer Jugend erzählt, du 5 Jahre älter als ich, hast mir die erste Platte von Uriah Heep vorgespielt: Lady in Black, kann man nur laut anhören, und Tante Lisl kam schimpfend hoch, kam aber gegen die Lautstärke nicht an...du hast mir Texte von Kafka,Heine vorgelesen, philosophiert....wir sind in unserer eigenen Welt verschwunden....später trennten sich unsere Wege, aber wenn wir uns gesehen, getroffen haben, war die Verbindung sofort wieder da, wir haben nie gefremdelt....auch mit Monika nie....meine lieben Gedanken sind bei dir und begleiten Dich, woimmer du jetzt hingehst, woimmer du bist...liebevolle Umarmung Deine Diana